Der Sternenhimmel des Monats Juni als PDF zum Download.

PLANETEN IM JUNI 2023

Merkur
bleibt mit der Sonne am Taghimmel.

Venus
baut ihre Helligkeit weiter aus, reduziert aber ihre Aufenthaltsdauer über dem Horizont. Venus beherrscht mit -4,7mag den abendlichen Himmel, reduziert ihre Phase von 50% auf 33% am Monatsende und erreicht einen Durchmesser im Teeskop bis auf über 33 Bogenminuten. Venssu geht 1. um 23:45 Uhr unter, am 15. um 23:19 Uhr und am 30. bereits um 22:47 Uhr.

Mars
durchwandert das Sternbild Krebs und ist mit 1,7mag Helligkeit kein auffälliges Objekt mehr. Am 20. zieht er ins Nachbarsternbild Löwe. Seine Untergänge verlegt der Rote Planet in die späten Abendstunden. Am 1. tritt er noch um 0:08 unter den westlichen Horizont, am 15. um 23:29Uhr und am 30. schon um 22:49 Uhr.

Jupiter
baut seine Sichtbareit am Morgenhimmel weiter aus, durchs Sternbild Widder wandernd. Er verlagert seine Aufgangszeiten aus den frühen Dämmerungsphasen heraus: Am 1. geht Jupiter noch um 02:49 Uhr auf (Beginn der bürgerlichen D. um 03:20Uhr) auf, am 15. bereits um 02:00 Uhr (= Beginnn der nautischen D.!) und am 30. schließlich um 01:07Uhr während der astronmischen Dämmerung, die ja zu diesen Zeiten nicht unterschritten wird (Sonnentiefe dann 14,7 Grad!). Mit seinen -2,2mag Helligkeit ist Jupiter auch bei tiefer Stellung einfach zu orten.

Saturn
hat am 1. um 02:25 Uhr (Beginn der naut. D.) eine Höhe von knapp 9 Grad erreicht, seine Sichtbarkeit im Stenbild Wassermann weiter ausbauend. Sein Aufgang erfolgt am 1. um 01:07 Uhr, am 15. um 0:13 Uhr und am 30.um 23:10 Uhr. Seine Helligkeit liegt um 0,7mag, der Äquatordruchmesser bei 18 Bogenminuten.

Uranus
kann sich aus der morgendlichen Helligkeit noch nicht lösen.   Karte mit der scheinbaren Bahn von Uranus 2023.

Neptun
erreicht am 1. zu Beginn der nautischen D. eine Höhe von knapp 7 Grad, was für ein Objekt mit ca. 8mag Helligkeit kaum ausreichend ist. Bis Monastende hat sich die Situation folgendermaßen verbesert: Zu Beginn der nautischen D. um 02:25 Uhr hat Neptun über 22 Grad Höhe erreicht! Eine Beobachtung kann also ab dem letzten Monatsdrittel versucht werden!  
Karte mit der scheinbaren Bahn von Neptun 2023.

IAU-Definition für den Begriff „Planet“ (IAU: Internationale Astronomische Union): Ein Planet ist ein Körper, der ausschließlich um die Sonne und keinen weiteren Körper läuft. Seine Form erreicht annähernd kugelför-mige Gestalt. Seine Gravitation ist ausreichend groß, um seine Umgebung zu bereinigen. Er dominiert seine Umgebung also gravitativ.

Zwergplaneten

Ceres  steht am 1. genau zwischen Denebola im Löwen und Auva in der Jungfrau. Mit ca. 8,6mag baut Ceres ihre Sichtbarkeit bereits ab, was auch an ihren frühen Kulminationszeiten in den Stunden vor Sonnenuntergang sichtbar ist. Am 1. geht sie um 19:44 Uhr durch den Meridian, am 15. um 18:56 Uhr und am 30. bereits um 18:09 Uhr. Ceres wandert nach Osten und erreicht am 30. eine Position ca. 1,5 Grad südöstlich von Auva (Delta Virginis, 3,4mag).  Karte mit der scheinbaren Bahn von Ceres 2023.

Pluto wird ab Juli wieder sichtbar sein. Er steht in einem Gebiet 3,8Grad nordnordöstlich des Sterns 60 Sgr (4,8mag) mit ca. 14,5mag Helligkeit. Seine Kulminationszeiten wandern langsam aus den Dämmerungszeiten heraus: Am 1. um 03:55 Uhr, am 15. um 02:59 Uhr und am 30. um 1 Uhr! Zwar erschweren die „weißen Nächte“ eine Sichtung eines solch schwachen Objektes, aber ab dem 30. des Monats könnte sich ein Sichtungsversuch lohnen.   Karte mit der scheinbaren Bahn von Pluto 2023.

IAU-Definition für den Begriff „Zwergplanet“: Ein Zwergplanet ist ein Körper der wie ein Planet ausschließlich die Sonne und keinen weiteren Körper läuft. Seine Gestalt ist ebenfalls annähernd kugelförmig. Aber seine Gravitation reicht nicht aus, um seine Umge-bung zu bereinigen. Er darf außerdem kein Satellit (Mond) eines Planeten sein!

Kleinkörper der Sonnensystems

Während des Juni ist kein Planetoid heller als 9mag sichtbar.

IAU-Definition für den Begriff „Kleinkörper des Sonnensystems“: Kleinkörper des Sonnensystems sind alle weiteren die Sonne umlaufenden Körper, die nicht Planet oder Zwergplanet sind. Der Begriff „Kleinplanet“ sollte nicht mehr verwendet werden.

Meteorströme

Unsicher ist, ob der Strom der Juni-Draconiden (wieder) beobachtar sein wird.

Zwischen dem 11. und 21 Juni sind die Juni-Lyriden sichtbar.

Ab dem 20. des Monats in die Juni-Bootiden zu erwarten. Mit einer Eintrittsgeschwindigkeit von 18km/s sind sie eher langsam und erreichen ihr Maximum zwischen den 23. und 28. Juni.

Die Corviden sind zwischen dem 26.6. und 02.7. sichtbar mit einem Maximum um den 27.6.

 

DER STERNENHIMMEL IM JUNI 2023

Der Sternenhimmel
Objekte für Fernglas und Fernrohr
Sternbildportrait: Der Herkules (Hercules, Her)
Interessante Einzelsterne im Herkules

1. DER STERNENHIMMEL

Mitte Juni gegen 24 Uhr MEZ hat das Sommerdreieck aus den Sternbildern Adler (Aquila) , Leier (Lyra) und Schwan (Cygnus) das Gebiet hoch über dem Südhorizont besetzt. Vom Zenit südwärts gehend treffen wir zuerst auf den Kopf des Drachen mit Ettanin und Rastaban, begeben uns in die Sternenwelt des Hercules, passieren knapp östlich M 92, einen schönen Kugelsternhaufen. Kurz oberhalb des Himmelsäquators etwa 40 überm Horizont kommen wir zum Schlangenträger, eines der größten aber auch unübersichtlichsten Sternbilder des Himmels. Schließlich treffen wir tief am Horizont auf Sterne des Skorpionstachels mit den Sternhaufen M6 und M7. Östlich davon steht bereits der Schütze und auch der Steinbock über dem Osthorizont. Bootes und der Große Bär beherrschen den Himmel über den Westabschnitten des Horizontes. Und über dem Osthorizont kündigen sich schon die Herbststernbilder an: Pegasus, das fliegende Pferd der griechischen Sage, ist eben aufgegangen. Die Milchstraße strebt ihrer besten Sichtbarkeit entgegen.

2. OBJEKTE FÜR FERNGLAS UND FERNROHR

Die Galaxien in Coma Berenices und im Großen Bären können noch beobachtet werden. Doch die Milchstraße bietet viele weitere Beobachtungsmöglichkeiten: Offene Sternhaufen, leuchtende Gasnebel, Dunkelwolken usw.
M 57, der Ringnebel und M56, ein Kugelsternhaufen zwischen Albireo und Beta Lyrae. M 57 verträgt auch höhere Vergrößerung, und der Ringcharakter des Nebels sollte auch in kleinen Fernrohren ab 4 Zoll erkennbar sein. Der Nordamerikanebel (NGC 7000) benötigt unbedingt dunklen Himmel. Ist ein streulichtfreier Himmel vorhanden, sollten Sie versuchen, NGC 7000 zu sichten. Ein Nebelfilter, vor das bloße Auge gehalten, hilft vielleicht. Da der Nebel sehr groß ist, sollte man gering vergrößernde Ferngläser vorziehen. Vielleicht reicht ein kleines Opernglas. Da der Nebel seine charakteristische Form durch eine Dunkelwolke erhält, hilft dies beim Auffinden sehr. Denn die Stelle der Dunkelwolke sollte immer leicht auszumachen sein. Zwischen dem Kopf des Schwanes, Albireo, und Atair im Adler steht das kleine Sternbild „Pfeil“ (Sagitta, Sga). Gleich „links“ daneben findet sich ein kleiner schon mit bloßem Auge sichtbarer Sternhaufen, der auch den Namen „Kleiderbügel“ trägt. Seine Bezeichnung lautet auch „Cr 399“ (Collinder 399).

3. STERNBILDPORTRAIT: HERKULES  (HERKULES, Her)

Der Herkules gehört wie auch der Schlangenträger zu den unübersichtlicheren Sternbildern. Er nimmt den Raum zwischen der nördlichen Krone und der Leier ein. Diese beiden Sternbilder können gut als Aufsuchhilfe dienen. Da der Hercules nördliche Deklinationen hat, ist er bereits in den Frühlingsabenden zu sehen und kann am Abendhimmel im Westen bis Dezember verfolgt werden. Dem Hercules (griechisch: Herakles) werden die meisten und die berühmtesten Sagen der griechischen Mythologie zugeordnet: Die Sage vom Löwen aus Nemea oder dem Drachen Ladon, der die Äpfel der Hespiriden bewachte.

Die Heraklessage ist mit ihren Wurzeln die älteste antike Sage, noch am ehesten mit dem Gilgamesch-Epos vergleichbar. Herakles war der uneheliche Sohn des Zeus mit Alkmene. Zeus‘ Frau Hera war erbost über diesen Zwischenfall. Zu allem Übel wurde Herakles, als er die Milch Heras trank, unsterblich. Außerdem saugte der Knabe so heftig, dass die Milch über den Himmel spritzte: So entstand die Milchstraße. Herakles wuchs zum größten Mann der damaligen Welt heran, mit unüberwindlichen Kräften. Hera stellte ihm eifersüchtig nach. Einer ihrer Flüche brachte Herakles dazu, später in einem Anfall von Wahnsinn seine Kinder zu töten. In seinem Kummer wandte er sich an das Orakel von Delphi. Das Orakel nannte ihn Herakles (Ruhm der Hera), ursprünglich trug er andere Namen.

Herakles war 12 Jahre im Dienst des Königs Eurystheus, der ihm anschließend 10 Aufgaben stellte:

1. Erlegung des Löwen von Nemea (= Sternbild Löwe)
2. Erlegung der Hydra (= Sternbild Hydra)
3. Vernichtung des Krebses, der ihn während des Kampfes mit Hydra biss (= Sternbild Krebs)
4. Die schnelle Hirschkuh mit den goldenen Hörnern jagen
5. Ausmisten der Ställe des Königs Augias
6. Vertreibung plündernder Vögel
7. Einfangen des Stiers von Kreta (Sternbild Stier? unsicher)
8. Fleisch fressende Stuten des Königs Diomedes von Thrakien für König Eurystheus
9. Gürtel der Hippolyte, Königin der Amazonen, König Eurystheus
10. Wegführen des Viehs des Geryon, eines Ungeheuers mit drei Leibern.

Als Herakles erfolgreich zu König Eurytheus heimkehrte, erwies sich dieser als heimtückisch und verweigerte Herakles die Freiheit. Seine Argumentation: Teilweise sei ihm geholfen worden, manchmal habe er für seine Taten, z. B. bei König Augias, Geld genommen. Nun kamen zwei schwierige Aufgaben:

11. Diebstahl der goldenen Äpfel der Hera aus deren Garten am Fuße des Atlasgebirges
(Sternbild Drache)
12. Entführung des Kerberos aus dem Hades

Als Herkules hiervon lebendig zurückkehrte, blieb Erystheus nur die Einlösung des Freiheitsversprechens. Nach seinen Abenteuern ehelichte Herakles Deianeira, die Tochter des Königs Oineos. Während eines Ausflugs begegneten beide dem Kentauren Nessos, der sich an Herakles‘ Frau heranmachte. Herakles erschoss Nessos mit einem seiner vergifteten Pfeile, aber Nessos konnte Deianeira noch etwas von seinem giftigen Blut übergeben und täuschte sie dabei mit dem Versprechen, dass sein Blut liebesstärkend sei. Als dann später Herakles selbst einer anderen Frau nachsah, verabreichte ihm Deianeira ein Hemd mit dem Blut des toten Nessos. Daraufhin begann sich das Fleisch Herakles aufzulösen und er litt Höllenqualen. Er sah nur eine Erlösung darin, dass er sich mit seinem Löwenfell (s. o.) auf einen brennenden Scheiterhaufen auf den Berg Oita legte. Zeus versetzte ihn daraufhin an den Sternenhimmel.

Die Araber nannten Herakles Al Jathiyy a’la Rukbataihi (der, der auf beiden Knien kniet), von dem im 16. Jahrhundert das Wort Algethi übrigblieb (siehe Sternennamen „Ras Algethi“). Bei den Phöniziern war er der Meeresgott Melkarth. Hier eine Übersichtskarte mit den Frühlingssternbildern:

Der dargestellte Himmelsanblick auf der oberen Karte gilt für den 15.06.2023. 24h, 30.00 23h, 15.07. 22h, 31.07. 21h, usw. Die Zeiten sind ca. -Angaben und natürlich MEZ.

 4. EINZELNE STERNE IM HERKULES

Alpha leuchtet in 360 Lichtjahren Entfernung mit 2,7 bis 3,6 mag. Er ist doppelt mit einer weißlichbläulichen und einer orangenen Komponente. Sein Name „Ras Algethi“ bedeutet Kopf des Knienenden von „Al Ras al Jathiyy“. Bei den Chinesen war er „Ti Too“, des Kaisers Stuhl.

Beta: ist 2,8 mag hell, von gelblicher Färbung und etwa 140 Lichtjahre entfernt. Sein Name „Ruticulus“, geht auf eine lateinisch/arabische Ausgabe des Almagest von 1515 zurück, wo für Beta „Rutillico“ zu lesen stand. Dies war wahrscheinlich eine Verkleinerungsform von „Rutilus“ („goldrot“, „glitzernd“), das eigentlich auf den Stern Arcturus bezogen war. Dennoch passt es auf das Aussehen von Beta Herculi.

Gamma: ist mit bläulichweißer Farbe gut 200 Lichtjahre entfernt und 3,7 mag hell. Ein Eigenname ist nicht überliefert.

Quellen:

Himmelsjahr 2023, Kosmos-Verlag
Sternbilder und ihre Mythen, Springer-Verlag
Der Sternenhimmel 2023, Kosmos-Verlag
Starnames – Their Lore and Meaning, Dover Publ. Inc.
Atlas für Himmelsbeobachter, Kosmos-Verlag
The Night-Sky Observers Guide, Willmann-Bell Inc.
Sterne erzählen, Walter-Verlag

Viel Spaß beim Beobachten!